Presse-Echo - Juni 2015

Fundierte Fakten über Krisenherd Naher Osten

Quelle: WLZ vom 02.06.2015.

Vor mehr als 180 beeindruckten Besuchern referierte am Montagabend der ARD-Journalist Jörg Armbruster im Korbacher Bürgerhaus über das Thema "Krisenherd Nahost".

VON MECHTHILD RÖHRIG-WEKING

Korbach. Mit dem ehemaligen Auslandskorrespondenten und "Weltspiegel"-Moderator Armbruster hatte das "Lesebändchen Korbach", Förderverein der Stadtbücherei Korbach, einen hochkarätigen Redner gewonnen, der als Experte für Fragen der arabischen Welt gilt.

Komplexe Zusammenhänge

Armbruster, am Vorabend noch in Günther Jauchs TV-Talk-Runde Zum Thema "Wie gefährlich sind die islamistischen Gotteskrieger?", war aus Berlin nach Korbach gereist.

Die Situation im Nahen Osten, speziell in Syrien, sei geprägt von äußerst komplexen Zusammenhängen, die er am heutigen Abend versuchen wolle dem Publikum zu erklären und näherzubringen, leitete Armbruster seinen Vortrag ein.

Der Journalist referierte in erster Linie über die Terrorgruppe ISIS, die im Irak auf dem Vormarsch ist. Die ISIS zählt Armbruster zu den grausamsten Terrororganisationen im Nahen Osten. Seiner Einschätzung nach sei sie jedoch zahlenmäßig zu gering, um tatsächlich auf längere Sicht die Oberhand zu gewinnen.

Daran anschließend erläuterte Armbruster die derzeitigen politischen Geschehnisse in Syrien, schilderte ausführlich die aktuelle Situation dort und nannte Ursachen und weltpolitische Hintergründe. Die dargebotene Informationsvielfalt ging weit über das hinaus, was derzeit zu diesem Thema in den Medien publiziert wird.

Fesselnder Vortrag

In seinem mehr als einstündigen, fesselnden Vortrag beeindruckte Armbruster neben seiner enormen Sachkenntnis auch durch persönliche Erlebnisse aus der Zeit seines Aufenthalts in Nahost. Armbruster war unter anderem in Syrien angeschossen worden.

In der sich anschließenden, lebhaften Diskussion meldeten sich zahlreiche Besucher zu Wort. Mit einem lang anhaltenden Applaus bedankte sich das Publikum am Ende der Veranstaltung für den außerordentlich informativen Abend. Manch einer erwarb noch am Ausgang Armbrusters Buch "Brennpunkt Nahost"; auf Wunsch vom Autor handsigniert.

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Die Weltsicht eines antizionistischen Juden

Quelle: WLZ vom 25.06.2015.

VON ARMIN HENNIG

Korbach. Die Einladung von Autoren, deren Weitsicht durchaus Widerspruch herausfordern kann, aber auf jeden Fall den Dialog und die Toleranz fördert, gehört beim Korbacher "Lesebändchen" zur guten Tradition. Auf Anregung von Ingo Hoppmann kam der Publizist und Verleger Abraham Melzer in die Stadtbücherei und nahm im Verlauf von zwei Stunden ebenso zu seiner Kritik an der politischen Praxis Israels wie zu seiner Dauerfehde mit dem als Islamkritiker zu neuer Popularität gekommenen Polemiker Henryk M. Broder Stellung.

Bei der Vorstellung seines neuen Essaybandes "Merkel erwache, Israel vor Gericht", der die Entwicklung der letzten Jahre kritisch kommentiert, ging der "antizionistische Jude" ebenso mit der Stillstands-Agenda und Parteinahme in der Nahostpolitik der Bundesregierung ins Gericht wie mit dem seiner Ansicht nach grundlegend demokratiefeindlichen, wenn nicht gar rassistischen Selbstverständnis des Staates Israel, in dem der Begriff Hummismus zum Schimpfwort verkommen sei.

Mit dem Martin-Luther-Bezug "Ich stehe hier und kann nicht anders" begann der in Israel aufgewachsene und seit 1958 in Deutschland lebende Publizist seine Kritik an der Staatsräson Israels und forderte eine Loslösung vom zionistischen Erbe, das zu einem Apartheidsstaat geführt habe, in dem die Menschenrechte keine Geltung hätten. "Israel ist keine Demokratie, sondern ein Militärregime, das sich bei der Verfolgung der Staatsziele über das Völkerrecht hinwegsetzt", nahm Melzer Partei für die zum Opfer des Zionismus gewordenen Palästinenser.

Moralfreie Staatsräson

Bei seiner Darstellung der historischen Prozesse, die bislang jede friedliche Lösung verhindert hatten, ging er weit vor die Staatsgründung 1948 zurück. Neben Theodor Herzels Anstrengungen zur Gründung eines Judenstaates um die Jahrhundertwende hätten die Dreyfuß-Affäre (1893), die Balfour-Deklaration (1917) und vor allem die Machtübernahme in Deutschland durch die Nationalsozialisten und die Verfolgung der Juden die Auswanderung nach Palästina gefördert, ehe der Holocaust ein Heimatland für die Juden zur moralischen Verpflichtung für die Welt gemacht habe.

Als Beweis für die von ihm kritisierte moralfreie Staatsräson wies Melzer auf eine Gedenkmünze von 1936 hin, die ein Abkommen der Zionisten des späteren Staatsgründers Ben-Gurions mit dem "Dritten Reich" feierte. Dieses gestattete den Juden die Ausreise nach Israel unter Mitnahme ihrer Vermögenswerte, während die Emigration in andere Länder nur unter Zurücklassung von Hab und Gut möglich gewesen sei.

Die Rettung aller Juden vor Verfolgung sei damals nicht der Anspruch gewesen. Die von den finanziell privilegierten Einwanderern mitgebrachten Vermögenswerte hätten bei Landkäufen vor der Unabhängigkeit 1948 eine große Rolle gespielt. Die Landverteilung durch die UN (52 zu 48 % zu Ungunsten der Palästinenser) habe trotzdem nicht dem damaligen Verhältnis der Einwohner entsprochen. Durch die Ausweitung Israels nach dem Sechstagekrieg und die Siedlungspraxis würden die Palästinenser, die selbst kein Land erwerben dürften, inzwischen nur noch über neun Prozent des Lands verfügen, bei wachsenden Bevölkerungszahlen.

Aus Israel, dessen Bevölkerung im Alltag und bei jedem Einkauf einen hohen Preis für die kriegerische Politik zahlen müsse, habe indessen eine Auswanderungswelle eingesetzt, die sich auch in einer inzwischen auf 50 000 Köpfe angewachsenen Kolonie in Berlin mit eigener Zeitung äußern würde.

"Wenn Israel keine 180°-Wendung in seiner Politik gegenüber den Palästinensern verfolgt, dann wird es ebenso untergehen wie 70 nach Christus", lautete Melzers Fazit der weitergedachten Entwicklung. Im Hinblick auf die Samson-Mentalität und den Autismus der aktuellen Politiker befürchtet er ein Konfliktverhalten der Atommacht, das, keine Rücksicht auf ‚ das Wohlergehen der Nachbarn oder den Rest der Welt kenne.

Die zahlreichen eingestreuten Bonmots und Zuspitzungen aus den Essays, wie etwa eine aus lauter Volksgerichtshöfen bestehende Justiz mit lauter kleinen Freislers, zeichneten ein krasses, aber keineswegs widerspruchsfreies Bild von Israel. Denn im nächsten Satz beklagte Melzer Bestrebungen der Netanjahu-Koalition, den Obersten Gerichtshof und damit die Gewaltenteilung gleich ganz abzuschaffen. Bei einer aus willigen Vollstreckern bestehenden Justiz wäre ein derartiger Schritt mit fataler Außenwirkung vollkommen überflüssig.

Palästina anerkennen

Allerdings mag die Widersprüchlichkeit unterschiedlichen Essays geschuldet sein. Bei seinen Empfehlungen an die Bundesregierung zur Gestaltung des Friedensprozesses lässt Melzer keine Grauzone zu. Der erste unabdingbare Schritt sei die staatliche Anerkennung Palästinas durch die Bundesrepublik, ein Schritt, den andere Mitglieder der EU bereits vollzogen hätten, sowie die Einstellung von Waffenlieferungen oder Schenkungen, wie zuletzt in Form von Atom-U-Booten geschehen. "Damit wäre ich schon zufrieden", lautet sein Fazit.

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Der israelisch-palästinensische Konflikt: Ursache

Quelle: WLZ vom 22.06.2015.

Abraham Melzer:

Der israelisch-palästinensische Konflikt: Ursachen und Lösungsmöglichkeiten

Darf man die Politik Israels kritisieren? Lassen sich Antisemitismus und Israel-Kritik auseinanderhalten? Wie sieht es mit der besonderen Verantwortung Deutschlands für Israel aus? Wie könnte ein gerechter Frieden in Nahost gestaltet werden?

Zu diesen brisanten Fragen ist der Verleger, Autor und Publizist Abraham Melzer zu Gast in der Stadtbücherei Korbach.

Melzer wird zum Thema "Der israelisch-palästinensische Konflikt: Ursachen und Lösungsmöglichkeiten" referieren und anschließend Fragen beantworten. Melzer ist der breiten Öffentlichkeit insbesondere durch seine israelkritischen Aussagen bekannt geworden. 50 besteht eine seiner Thesen darin, dass Kritik an der Politik Israels nicht mit Antisemitismus gleichzusetzen sei.

Der 63-jährige Melzer ist selbst Jude, in Israel aufgewachsen und lebt seit 1958 in Deutschland, zunächst in Köln und seit 1967 in Frankfurt und Neu-Isenburg. Bis 2012 führte er den Joseph-Melzer-Verlag, den sein Vater gegründet hatte. Sein neuestes Buch, "Merkel erwache! Israel vor Gericht: Essays eines antizionistischen Juden" (2015) setzt sich kritisch mit der deutschen Israel-Politik auseinander.

Die Politik Israels verurteilt er im Hinblick auf die Palästinenserfrage und hält nur eine friedliche Lösung, die das Selbstbestimmungsrecht der Palästinenser beinhaltet, für geeignet, um einen gerechten und dauerhaften Frieden in der Region zu schaffen. Seine Thesen werden auf der Veranstaltung also reichlich Stoff zur Diskussion bieten.

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Gut für Stadtkultur und geistige Fitness

Quelle: WLZ am 03.06.2015.

Die ehemalige Büchereileiterin Marie-Luise Lindenlaub hat den Verein 2007 gegründet. Der Vorstand trifft sich etwa siebenmal im Jahr mit Leiterin Maren Heynck, um Aktivitäten rund um die Bücherei zu planen und durchzuführen. Natürlich geht es auch um die Finanzierung der Veranstaltungen und der Neuanschaffungen.

An Engagement mangelt es nicht. Der Verein hat zurzeit etwa 60 Mitglieder. Besonders aktiv ist der Vorstand mit Ingo Hoppmann, Agnes-Schmid-Balogh, Tanja Kroppen, Monika Barowsky und Sybille Hoppmann, ebenso die Vereinsgründerin und Lieselotte Snowdon sowie weitere Mitglieder, die sich als Lesepaten einsetzen.

Nachdenken

Doch was treibt sie alle an? „Uns motiviert, die Stadtbücherei als kulturellen Teil der Stadt Korbach zu fördern, aber auch die wichtige Leseförderung“, erklärt Ingo Hoppmann. Lesen sei nämlich nicht nur schön, sondern “erweitere auch den Horizont. „In der Belletristik muss man sich in die Romanfiguren und Handlungen hineinversetzen, bei Sachbüchem in Themen einarbeiten. Manche Bücher regen zum Nachdenken an, oft über die eigene Lebenssituation. Der wichtigste Aspekt hinsichtlich des Lesens ist aber die Bildung. So ist wissenschaftlich erwiesen, dass Kinder, die viel lesen, besser in der Schule klarkommen. Daher gibt es auch Lesepaten oder auch die Aktion ‚Buchkind des Jahres’ in der Stadtbücherei, die gerade die Jüngsten zum Lesen anregen sollen“, so der Vereinsvorsitzende und betont: „Mit unseren Vorträgen und Lesungen wollen wir beispielsweise erreichen, dass mehr Menschen den Weg in die Bücherei finden und sich mit aktuellen Themen sowie Literatür auseinandersetzen.“

Nach dem Aufstellen und der Betreuung einer Büchertelefonzelle in Zusammenarbeit mit der Stadt Korbach ist bereits die nächste Aktion geplant: Am Montag, 22. Juni, findet eine Lesung mit anschließender Diskussion statt mit dem Autor Abraham Melzer zum Thema „Gerechter Frieden in Nahost“. Melzer ist ein streitbarer Vertreter Israels, aber gegen den Krieg in Palästina.

Auch regelmäßige Veranstaltungen bietet der Verein an: Lieselotte Snowdon und Marie-Luise Lindenlaub leiten zum Beispiel die Buchvorstellung „Bücher zur Teezeit“, die jeden dritten Donnerstag um 17 Uhr im Café Fundus beginnt.

Abschließend wirbt Ingo Hoppmann: „Bei uns sind alle Willkommen, die die Stadtbücherei unterstützen wollen und das Lesen wichtig finden.“

Der Mitgliedsbeitrag beträgt mindestens 15 Euro im Jahr. /ros

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"La Vita continue - Das Leben geht weiter"

Quelle: WLZ vom 02.06.2015.

Mit der 90-jährigen Esther Bejarano, Auschwitz-Überlebende, Vollblutsängerin und "Powerfrau" ohnegleichen, wurde in der vollbesetzten Vöhler Synagoge eine musikalisch literarische Ausnahmeveranstaltung geboten.

VON SANDRA SIMSHÄUSER

Vöhl. Unfassbar, was diese Frau in ihrem Leben erleben und verarbeiten musste. Umso beeindruckender, mit welcher Kraft Esther Bejarano über die schlimmen Geschehnisse berichtet und dafür kämpft, dass sich Ähnliches nie mehr wiederholt

Durch eine Kampagne gegen rechte Gewalt war die resolute alte Dame vor sieben Jahren auf die Kölner "Microphone Mafia" gestoßen. Mit Erinnerungsarbeit in modernisierter Form wollten die Rapper mit italienischen und türkischen Wurzeln speziell die junge Generation ansprechen. Gemeinsam mit Esther Bejarano und deren Sohn Joram am Bass erreichen sie seither noch mehr, nämlich mit mehrsprachigen Texten und einem musikalischen Crossover zwischen Klezmer und Rap generationsübergreifend gegen Fremdenhass und Vorurteile an zusingen. Bereits am Freitag war das ungewöhnliche Quartett vor Schülern der Alten Landesschule im Korbacher Bürgerhaus auf getreten.

"La vita continua - Das Leben geht weiter" heißt das aktuelle Programm. In jeder Minute im Mittelpunkt steht dabei Esther Bejarano. Aufrecht, mit klarer Stimme und festem Blick, tanzend und singend, so bestritt die zierliche alte Dame das Konzert in der Vöhler Synagoge bis zur letzten Minute. Somit nicht überraschend erscholl der wiederholt stehende Applaus für sie und ein Projekt, das die wenigsten Zuhörer in dieser Form erwartet haben dürften. Zumal Esther Bejarano die Erklärung für den in jeder Hinsicht nicht zu überhörenden, im Klartext formulierten und obendrein teils wild gerappten Appell im ersten Teil der Konzertveranstaltung lieferte.

Gleich zu Beginn der vom Korbacher Verein "Lesebändchen" angeregten und in Kooperation mit dem Förderverein Synagoge Vöhl durchgeführten Veranstaltung ließ Bejarano die Zuhörer am dunkelsten Kapitel ihres Lebens teilhaben. Die Musik war es, die ihr - als Jüdin und Mitglied des Mädchenorchesters - inmitten der Gräuel des Konzentrationslagers Auschwitz-Birkenau das Leben rettete. In Auszügen aus ihren 2013 erschienenen "Erinnerungen", schilderte Esther Bejarano auch die Verlegung ins Lager Ravensbrück, die dort zu verrichtende Zwangsarbeit und schließlich ihre Begegnung mit den ersten amerikanischen und russischen Soldaten. "Das war mehr als eine Befreiung, das war meine zweite Geburt", schloss die 90Jährige ihre bewegenden Aufzeichnungen.

Bewegend, wenn auch in ganz anderer Weise fiel der anschließende Konzertteil mit Sohn Joram und den Jungs der "Microphone Mafia" aus. So viel Kraft es Esther Bejarano kosten mag, immer wieder über ihre Leidenszeit im Nationalsozialismus zu sprechen, scheinen ihre Energiereserven doch nahezu unbegrenzt zu sein. Von Hymnen des jüdischen Widerstands wie "Sage nie, du gehst den letzten Weg" bis zur Zugabe "Wir leben trotzdem, wir sind da" mischte sie die jiddischen Refrains mit fester Stimme schmetternd in der ersten Reihe mit. Auch und gerade dann, wenn "Microphone Maïfia" zu dröhnenden Bässen gegen Wegsehen, Schweigen und Vorurteile anrappte. Ein Banner mit der Aufschrift "Nie wieder Krieg" hielten alle Mitwirkenden schließlich unter kollektivem Applaus in die Höhe und ließen die Freiheit mit "Viva la liberta" hochleben.

"Genau das, was heute hier stattgefunden hat, war vor 16 Jahren einer der Gründe, warum wir dieses Gebäude übernommen und den Verein gegründet haben", brachte Karl Heinz Stadtler zu guter Letzt seine Eindrücke aus Sicht des Fördervereins Synagoge Vöhl auf den Punkt.

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Rappen gegen Rassismus

VÖHL. "Wenn wir nicht aufstehen gegen das Schweigen, dann wird das Schweigen uns irgendwann selber erschlagen", sagt Kutlu Yurtseven von der Kölner Hip-Hop-Band "Microphone Mafia", ehe er Bertolt Brechts Ballade von der Judenhure Marie Sanders anstimmt. Der scharfe Takt von Hans Eisler und flockige Rap-Fetzen reiben sich, auf der Bühne begegnen sich drei Generationen und drei Religionen, und sie ziehen eine musikalische Linie zwischen NS-Verbrechen, neuem Rassismus und Fremdenhass.

Mittendrin in der ausverkauften Vöhler Synagoge: die 90-jährige Esther Bejarano, die durch die Hölle von Auschwitz gegangen ist und nur dank ihrer Musikalität überlebte, indem sie Akkordeon spielen musste, während die anderen Mithäftlinge zur Gaskammer geführt wurden.

Sie erzählt davon ebenso erschütternd wie tags zuvor in Korbach vor Schülern (HNA berichtete), aber dann setzt sie ihren Bildern im Konzert musikalisch ein kraftvolles "Wir leben trotzdem!" entgegen.

Die Lieder, die sie zusammen mit ihrem Sohn Joram Bejarano am E-Bass sowie den HipHop-Musikern Rossi Pennino, und Kutlu Yurtseven vorträgt, handeln nicht nur von den Traumata der Nazi-Zeit, sondern auch vom Widerstand gegen den Krieg ("Desateur"), von der Friedensbewegung ("Schir LaShalom") oder der, wie sie singt, "Sehnsucht nach Menschlichkeit".

Dem alten Arbeiterlied "Avanti Popolo" begegnen atmosphärisch-dichte Schilderungen von Gastarbeiteiter-Schicksalen, die die beiden Kölner Rossi und Kutlu aus ihrer Familiengeschichte beisteuern. Und sie zitieren dabei die "Höhner": "Wann geht der Himmel auch für mich wieder auf?"

Nach den Anschlägen auf Asylbewerber in Rostock-Lichtenhagen, Hoyerswerda und Mölln, dann auf die Gastarbeiterfamilie in Solingen hatte die Gruppe "Microphone Mafia" eigentlich gehofft: "In zehn Jahren müssen wir nicht mehr gegen Rassismus rappen!"

Dann aber kamen die Morde des NSU, das Versagen der Behörden, Fremdenfeindlichkeit in der Asylpolitik, wie Kutlu Yurtseven aufzählt, viele Gründe, gemeinsam mit der starken Kämpferin Esther Bejarano weiter aufzustehen "für Wahrheit und Freiheit".

Es sei dem Korbacher Verein "Lesebändchen" und dem Förderverein Synagoge in Vöhl ein gemeinsames Anliegen gewesen, mit solch einem Konzert an die Befreiung vom Hitler-Faschismus vor 70 Jahren zu erinnern, erklärten ihre Vorsitzenden Ingo Hoppmann und Karl-Heinz Stadtler, als sie Esther Bejarano und ihren Musikern dankten.

Das Publikum feierte die Künstler stehend und mit Beifallsstürmen.

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